Die Vordere Bremsleuchte

Einführung

Mehr Verkehrssicherheit durch bessere Kommunikation im Straßenverkehr! Herzlich Willkommen auf unserer Informations-Homepage zur Vorderen Bremsleuchte!

Fast jeder Mensch nimmt jeden Tag am Straßenverkehr teil. Verkehrssicherheit wird damit zum omnipräsenten Thema. Die Verkehrssicherheitsarbeit wird dabei vielerorts durch zunehmende Verkehrsdichte immer anspruchsvoller. Stirbt ein Mensch bei einem Verkehrsunfall, sind nach einer Studie der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ durchschnittlich 113 andere Menschen unmittelbar und teils nachhaltig betroffen, Familienangehörige, Freunde, Bekannte und Einsatzkräfte.

Angesichts von immer noch etwa 25.300 Verkehrstoten (2017) auf den Straßen Europas, gut 135.000 Schwerverletzten und sozialen Kosten für medizinische Versorgung, Rehabilitation und Arbeitsausfälle von etwa 120 Mrd. € jährlich hatte die EU es sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2020 auf etwa 16.000 zu halbieren. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat DVR legt seiner Arbeit für die Verkehrssicherheit seit 2007 eine „Vision Zero“ zugrunde, die auch Schwerverletzte einschließt.

In Umsetzung und zur Erreichung der Zielstellung der EU ist es erforderlich, jede sich bietende Chance zu nutzen um die Verbesserung der Verkehrssicherheit zu erreichen. Verkehrssicherheitsarbeit im komplexen Dreiecksverhältnis zwischen Mensch, Maschine und Straße wird dabei stets aus einem Bündel von Innovationen, Maßnahmen und Aktivitäten bestehen müssen.

Eine dieser Innovationen ist die Vordere Bremsleuchte, eine nach vorne gerichtete Lichttechnische Einrichtung, die bei Betätigung der Betriebsbremse analog und zeitgleich mit dem rückwärtigen Bremssignal aufleuchtet und anderen Verkehrsteilnehmern im vorderen Bereich des Fahrzeugs kommuniziert, dass der Fahrer bremst.

Wissenschaftliche Untersuchungen des Konzeptes

 Schon 1971 entstand in den USA eine erste Studie zum Nutzen einer solchen Vorderen Bremsleuchte, bei der Privatfahrzeuge für etwa einen Monat damit ausgestattet wurden. Anschließend wurden die Teilnehmer nach ihrer Bewertung und ihren Erfahrungen in der Nutzung gefragt. Gleichzeitig wurde eine unbeteiligte Kontrollgruppe um eine Bewertung des Konzepts gebeten. Beide betrachteten die Vordere Bremsleuchte im Hinblick auf die Kommunikation mit anderen Fahrern und Fußgängern als sinnvoll. Besonders hervorgehoben wurden die Bedeutung bei eingeschränkter Umgebungsbeleuchtung (z. B. in der Nacht) sowie das bewusste Betätigen zur Kommunikation von Verhaltensabsichten.8

2016 wurde in Deutschland eine Laborstudie durchgeführt, die darüber hinaus die Informationsasymmetrie zwischen Kraftfahrzeugführern und Fußgängern in den Vordergrund stellte: Während einem Fahrzeugführer Informationen wie Blickrichtung und Körperhaltung des Fußgängers zur Verfügung stehen, um sich dessen Intentionen im Straßenverkehr zu erschließen, stehen dem Fußgänger, zumindest aus frontaler Sicht, kaum Indikatoren für das Verhalten des Kraftfahrers zur Verfügung. Ohne spezielle Signale an der Frontseite von Kraftfahrzeugen, ist es für den Fußgänger schwer, ein Bremsen an Fußgängerüberwegen oder beim Abbiegen des Fahrzeuges, bei dem Fußgänger Vorrang haben, wahrzunehmen – Situationen, in denen ein Großteil der von Kraftfahrzeugen verursachten Fußgängerunfälle passieren

Darauf aufbauend wurde im Jahr 2017 ein groß angelegter, längsschnittlicher Feldversuch auf dem Flughafen Berlin-Tegel durchgeführt, bei dem nicht nur die Fahrer der mit einer Vorderen Bremsleuchte ausgestatteten Fahrzeuge befragt wurden, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer, die mit den ausgestatteten Fahrzeugen in Kontakt gekommen waren. Auch dieser Versuch zeigte eine breite Unterstützung und Anerkennung für das Konzept.

Dementsprechend liegt es mehr als nahe, die Vordere Bremsleuchte als weitere, kostengünstige und zügig umsetzbare Maßnahme zur Verringerung von Unfällen in die Verkehrssicherheitsarbeit einzubinden, nicht zuletzt im Hinblick auf eine Verringerung der tatsächlichen Gefährdung von Fußgängern.

Nutzen für die Verkehrssicherheit

Der Katalog möglicher Anwendungssituationen, in denen eine Vordere Bremsleuchte die Kommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmern verbessern und damit für mehr Verkehrssicherheit sorgen würde, ist keineswegs auf asymmetrische Konstellationen (z. B. Fahrzeug/Fußgänger) beschränkt, sondern auch im Verhältnis Fahrzeug/Fahrzeug hat die Vordere Bremsleuchte das Potenzial zur Vermeidung von Unfällen.

Der Nutzen der Vorderen Bremsleuchte für die Verkehrssicherheit liegt vor allem in der

Schnelle Einführung möglich aus technischer Sicht

Eine Vordere Bremsleuchte ist zunächst als Lichttechnische Einrichtung (LTE) im Sinne des Zulassungsrechts anzusehen, da eine Ausführung mit einer Lichtstärke unterhalb des für LTE diskutierten Schwellenwertes durch die dann stark eingeschränkten Wahrnehmbarkeit nicht sinnvoll wäre.

Aufgrund zulassungsrechtlicher Bestimmungen ist die Farbwahl eingeschränkt. Weiß würde angesichts der bereits in hoher Anzahl und Variationsbreite existierenden, nach vorne wirkenden weißen Lichtsignale (Abblendlicht, Fernlicht, Nebelscheinwerfer etc.) und der daraus resultierenden Uneindeutigkeit der Signalidentifizierung durch den Empfänger (Verwechslungsgefahren!), der Idee einer Vorderen Bremsleuchte zur Erhöhung der Verkehrssicherheit widersprechen.

Die Farbe Grün wird bisher für LTE an Kraftfahrzeugen nicht verwendet. Dementsprechend bietet sie vor dem Hintergrund einer Fahrzeugfront mit möglicherweise mehreren weißen Lichtsignalen den Vorteil der Eindeutigkeit und schnellen Signalidentifizierung.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Vordere Bremsleuchte gleich den hinteren Bremsleuchten geschaltet ist und damit bei ansonsten gleichen Schaltungen an dem/den Steuergerät(en) lediglich eine weitere Leuchtquelle versorgt werden muss. Aus technischer Sicht ist die Einführung einer Vorderen Bremsleuchte daher mit bereits bestehender Technologie zu lösen und damit unproblematisch.

Vordere Bremsleuchte im Rahmen der Zielsetzungen der EU

In einem Initiativbericht zur Verkehrssicherheit hat das Europäische Parlament im November 2017 seine Zielsetzungen und Forderungen zur Verkehrssicherheit und damit verbundenen Maßnahmen übergreifend zusammengefasst. Diese sind nunmehr im legislativen Verfahren. Unter anderem wird dabei eine verbesserte Kommunikation der Verkehrsteilnehmer durch eine klarere Anzeige von Bremsvorgängen thematisiert:

 „Das Europäische Parlament […] 37. betont, dass zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit die Verzögerung von Fahrzeugen anderen Verkehrsteilnehmern verstärkt durch eindeutige fahrzeugeigene Lichtsignale angezeigt werden muss […].“

Auch wenn zunächst nur eine Einführung auf freiwilliger Basis angestrebt ist, erfüllt das Konzept der Vorderen Bremsleuchte darüber hinaus sogar die Vorgaben an verpflichtende Fahrerassistenzsysteme (s. Gesamtdarstellung),

  • einen auf wissenschaftlichen Nachweisen beruhenden, wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit zu leisten,
  • ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis aufzuweisen,
  • (technisch) marktreif zu sein,
  • den Preis eines Fahrzeugs nicht signifikant zu steigern und
  • regelmäßig geprüft werden zu können.

Mögliche legislative Umsetzung

Zur zulassungsrechtlichen Umsetzung des Konzeptes einer Vorderen Bremsleuchte im Rahmen der Zielsetzungen der EU zur Verkehrssicherheitsarbeit sind legislative Anpassungen erforderlich. Erforderlich ist dabei ein überschaubarer Rahmen von im Wesentlichen zwei Änderungen:

  • Grün muss als Farbe von LTE an Kraftfahrzeugen zugelassen werden.
  • Bremssignale müssen auch nach vorne abgegeben werden dürfen.

Idealerweise würden diese Schritte international vereinbart, auf Ebene des Wiener Übereinkommens. Dies erscheint jedoch aufgrund der Vielzahl an Verhandlungspartnern in einem den Zielsetzungen der EU zur Verringerung der Zahl der Verkehrstoten angemessenen Zeitrahmen unrealistisch. Gleiches gilt, wenn auch in geringerem Maße, zunächst für eine entsprechende Veränderung im Rahmen des (UN)ECE- Regelwerks.

Als sinnvoll und aussichtsreich, um den Gewinn an Sicherheit für Verkehrsteilnehmer in der EU durch das Konzept Vordere Bremsleuchte möglichst bald erreichen zu können, erscheint damit insbesondere der Weg der EU-eigenen Gesetzgebung. Dementsprechend wäre anzustreben – den entsprechenden politischen Willen vorausgesetzt –, die o. g. Änderungen als EU-spezifische Erweiterungen im Rahmen der jeweiligen Anwendungsbestimmungen der entsprechenden (UN)ECE-Regelungen für den EU-Raum umzusetzen.

Fazit

Die Vordere Bremsleuchte ist ein leicht umzusetzendes Konzept mit einem positiven Kosten/Nutzen-Effekt. Der Ball liegt im Feld der legislativen Umsetzung durch die EU, um schnell einen spürbaren Effekt für mehr Verkehrssicherheit zu erreichen und im Straßenverkehr Leben zu retten.